Glossary entry

English term or phrase:

draw somebody unaware

German translation:

jdn. überrumpeln

Added to glossary by Sebastian Viebahn
Oct 24, 2010 11:26
13 yrs ago
English term

draw somebody unaware

English to German Art/Literary Poetry & Literature
aus dem bekannten Gedicht "Because" aus der Gedichtsammlung Love Songs (1917) von Sara Teasdale (1884-1933), http://www.gutenberg.org/cache/epub/442/pg442.html. Die Stelle lautet vollständig:
"OH, because you never tried
To bow my will or break my pride,
And nothing of the cave-man made
You want to keep me half afraid,
Nor ever with a conquering air
You thought to draw me unaware --
Take me, for I love you more
Than I ever loved before.

..."

Mir ist nicht klar, ob gemeint ist, dass der Adressat:
1) versucht, sie zu überrumpeln und in eine Beziehung zu ziehen
2) versucht sie unbemerkt zu zeichnen
3) oder etwas ganz anderes?

"unaware" ist mir im Zusammenhang mit "draw" unbekannt und kann ja sowohl bedeuten, dass sie nichts mitbekommt oder dass sie im Zustand der Unwissenheit ist. "Draw" hat leider auch so viele Bedeutungen. Wer weiß mehr?
Es wäre sehr schön, hier etwas Orientierung zu bekommen.

Discussion

Annett Kottek (X) Oct 24, 2010:
cont. Warum sie für die Aufgabe, die sie sucht, einen Mann braucht, könnte wohl an der Zeit liegen, in der sie lebte.

@ Werner
für mich ist das Gedicht mehr als eine Liebesgeschichte - - ich muss allerdings eingestehen, dass Männer-anhimmelnde Heroinen nicht so mein Ding sind, und das lenkt sicherlich auch meine Interpretation. Schönen Abend noch allesamt. Mir hat es auch Spaß gemacht!
Annett Kottek (X) Oct 24, 2010:
Weiter gedacht: Wer er ist, ob er sie will oder nicht will, ob sie ihn letztendlich kriegt, oder ob es ihn überhaupt gibt, ist, m. E. nach, gar nicht mal das leitende Thema. Die Sprecherin im Gedicht überlegt sich, wie sie erobert werden möchte od. wie ihr idealer Mann sie erobern könnte, ohne dass sie sich als eine Besiegte fühlen muss. In sechs von den insgesamt acht Zeilen der ersten Strophe spricht sie davon, wie sie nicht in Besitz genommen werden will. Und dass es um Besitz geht, wird durch das Wort „Master“ unterstrichen. Das wesentliche Leitbild in der zweiten Strophe ist Freiheit – ihre Freiheit, welche sie nur freiwillig aufgeben will. Vier Worte - - „untrammeled“, „dreams“, „mind“ und „wind“ - - geben dem Nachdruck. Sie sieht sich als einen freien Geist, und ist gleichzeitig auf der Suche nach jemandem, der ihr den Weg zeigen kann. Der Vergleich zu Wind ist diesbezüglich besonders ausdrucksstark: zu viel Freiheit deutet auf Ziellosigkeit hin. Wind kann viel Schaden anrichten; man kann ihn aber auch nutzbar machen.
Werner Walther Oct 24, 2010:
Danke, Sebastian, mir hat es wirklich Spaß gemacht, danke für diese schöne Aufgabe!
Werner Walther Oct 24, 2010:
Womit ich selbst wieder ... ... einmal das bewiesen habe, was ich allen meinen Deutschlehrern, allen Literaturkritikern usw. vorgeworfen habe, nämlich dass jede Interpretation zumindest quantitativ zu einem Vielfachen des Originals ... (anschwillt? - gefällt mir nicht) .... sucht mal das passende Verb.

Wie wäre es damit: ... jede Interpretation sich zu einem Vielfachen des Originals verselbstständigt. Damit bin ich jetzt zufrieden und kann mich verabschieden. Was sagen die ProZ-Regeln - darf man soviel plaudern?

PS.: Sebastians Beitrag von 0018 Uhr war bei diesem Beitrag noch nicht auf dem Bildschirm - wir waren de facto gleichzeitig.
Sebastian Viebahn (asker) Oct 24, 2010:
Kudos Leute, speziell Werner und Annett, alle Ehre euren Kommentaren, das war wirklich eine überdurchschnittlich interessante und tiefgehende Diskussion, die super zum Proz.com-Rubriktitel "Kudoz" passte. Das muss ich mal loswerden. Unter Kudoz läuft viel Gutes, aber das hier liegt deutlich darüber und ich möchte mich ganz herzlich bedanken.
Werner Walther Oct 24, 2010:
@Annett Habe ich Deine Ergänzung 17.49 Uhr schon abgearbeitet? Zu nor - da sagen wir doch mit verschiedenen Worten das Gleiche, das ist aber das Entscheidende. Du sagst, never - nothing - nor gehören der Rhetorik wegen zusammen, ich betone, dass man die Zeile davor (wegen des nor) dazu nehmen muss.
Und wer ist unaware (=naiv, unvorbereitet) - never you thought to draw me unaware? Sprachlich-logisch wäre das in der Tat nicht eindeutig - He is unaware when drawing her / She is unaware when he draws her. Aber vom Ganzen habe ich an 1. nie gedacht - natürlich kann nur er sie in ihrem Zustand naiv und unvorbereitet überrumpeln. Außerdem (die anderen mal weghören - ich glaube ich verrate ein Geheimnis) glaube ich nicht, dass ein Mann eine Frau normalerweise unaware (naiv, ohne zu planen) überrumpelt - ich unterstelle ihm, dass er Situation und Gelegenheit erkennt und planmäßig handelt. Also unaware eindeutig bei ihr!
Werner Walther Oct 24, 2010:
@Annett - aber auch an alle Es könnte auch der (viel) Ältere sein, der sich entweder dieses Verhältnis nicht zutraut, oder der sie sogar durch Ignorieren vor seiner Liebe zu ihr (die sie ihm unterstellt) schützen will. Um 17.19 Uhr schrieb ich: Es kann ein Verhältnis sein wie Schülerin zu Lehrer, Studentin zu Professor, oder langjähriger Nachbar, guter Freund des größeren Bruders. Oder sogar Faust-und-Gretchen-Motiv?

Oder eben einfach ein schüchterner Märchenprinz.

Oder, woran wir heute kaum noch denken, ein großer Standesunterschied. Er ist Angehöriger des Adels, der junge Gutsherr oder irgend so jemand, und sie ist eben ... eine junge Frau, ein Mädchen, die ihn begehrt, und sie begegnen sich täglich? Und damit bringt sie sich ihm mental dar.

Wir wissen auch nicht, ob ihn dieses Gedicht erreicht, oder ob sie es bestenfalls in den Badezimmerspiegel spricht.

Falls ich irgendwelche Indizien übersehen haben sollte, weist mich darauf hin. Aber für mich ist, wenn auch nicht alles, vieles offen.

Im übrigen möchte ich gerne anmerken, dass mir das hier viel Spaß gemacht hat.
PS.: Ein derartiges Denken, wenn auch nicht Ausformulieren, könnte ich mir sogar bei vielen Mädchen von heute vorstellen.
Annett Kottek (X) Oct 24, 2010:
Noch ein Gedanke, ich glaube auch nicht, dass es ihr um ein sexuelles Verhältnis geht. Sie sorgt sich doch viel mehr um ihre Seele; und die ist es auch, die sie ihm ausdrücklich zum Geschenk macht. Körperliche Unschuld ist ihr wichtig, erklärt sie ihm/uns, weil es die Seele unbehelligt lässt - - man hört ja schon ein „untrampled“ [nicht zertrampelt</I>] mit dem „untrammeled“. Trotzdem die Betonung auf grenzenloser od. unbeschränkter Freiheit liegt.

Auch sollte man das lyrische Ich nicht mit dem Autor verwechseln, es könnte viel verloren gehen . . . :-)
Sebastian Viebahn (asker) Oct 24, 2010:
@werner Werner, das ist tatsächlich Arbeit für Geld. Es kommt zwar nicht groß raus, erscheint aber in einem Konzertprogrammheft zweispaltig englisch-deutsch. Durch den Konzertbetrieb mit seinen kurzfristigen Terminen stehe ich aber hier zu sehr unter Zeitdruck, um wirklich das aus den Gedichten rauszuholen, was man unter normalen Umständen könnte. Und privat - privat übersetze ich Gedichte eher selten, aber auch, ja.
Sebastian Viebahn (asker) Oct 24, 2010:
@gabriella Hallo, was die Widmung "E." angeht, stehe ich auch auf dem Schlauch. Jedenfalls steht die Widmung ganz am Anfang des Gedichtbands "Love Songs" von 1917 und nicht direkt vor dem Gedicht, um das es hier geht. Es gibt also eventuell gar keinen Zusammenhang zwischen Widmung und Personen des Gedichtes.
Es gab zwar inhaltlich zum Gedicht passend eine unerwiderte Liebe, laut Biografie ein Mann namens John Hall Wheelock, aber der war's wahrscheinlich nicht, es sei denn, er hatte einen mit 'E' beginnenden Spitznamen. Und dann gab es noch den Ehemann Ernst Filsinger, den sie 1914 geheiratet hatte, und ihre langjährige Freundin Eunice Tietjens, um nur ein paar potenzielle Kandidaten ins Spiel zu bringen.
Werner Walther Oct 24, 2010:
Es freut mich immer, wenn ich nicht nur ... ... Wirtschaftler und Technokrat bin, sondern mir auch noch Sensibilität für solch schöne Dinge bewahrt habe. Ist Deine Arbeit eine kleine private Übersetzung dieser verborgenen Schätze, oder wird das groß herauskommen? Halte mich mal auf dem Laufenden!
Sebastian Viebahn (asker) Oct 24, 2010:
@Werner ... habe gerad zwei Stunden meine Kinder unterrichtet und bin wieder am Drücker. Irgendwie korrespondieren deine Erklärungen sehr gut mit dem Fakt, dass die Autorin tatsächlich einen Schwarm hatte, den sie lange angehimmelt, aber nie bekommen hat.
Werner Walther Oct 24, 2010:
Nochmal: gewollt oder ungewollt? Ich empfinde, dass er sie einfach niemals bemerkte, beachtete, sie aber ihn immer im Auge hatte. Es kann ein Verhältnis sein wie Schülerin zu Lehrer, Studentin zu Professor, oder langjähriger Nachbar, guter Freund des größeren Bruders. Und nun empfindet sie ihn noch als besonders edel und selbstlos, weil sie annimmt, dass sie zwar ihm gefalle, er sich aber ihr nicht genähert habe. Daher kommt der Titel Because = weil / der Grund ist ... WEIL du niemals versucht hast, meinen Willen zu beugen oder meinen Stolz zu brechen, und ... niemals versucht hast, mich unvorbereitet und naiv zu überrumpeln (draw me unaware), nimm mich doch, gerade deshalb empfinde ich Dich als so ... edel und selbstlos ...

Und am Ende des Gedichts:

Und, weil meine Träume noch herrenlos sind wie der Wind,
werde ich Herr und Gebieter zu Dir sagen,
eben, weil Du es niemals von mir verlangt hast.

Das ist eine Ansprache bedingungsloser Liebe und vertrauensvoller Unterwerfung.

Er - hat er sie je wahrgenommen - sie unterstellt es, über ihn wissen wir aus dem Gedicht gar nichts - er möge sie endlich beachten und annehmen, das ist ihr Flehen in diesem Gedicht.
Werner Walther Oct 24, 2010:
To draw ... to draw aside (1): pull to one side - The neighbour drew the curtain aside // (2) take somebody on one side to talk quietly or confidentially to him: The captain drew the fast bowler aside to warn him about throwing. // To draw back: It seemed that he drew beack for a moment, alarmed, frightened ... // To draw down: He draw the blinds down to keep out the sunlight .. // To draw in: The Cornuish Riviera (name of a train) drew into Plymouth a few minutes ahead of schedule (A. Christie) // To draw on in 4 Hauptvarianten // To draw up ... // To draw ohne Ergänzung (die ja unseren Vorsilben entspricht) beinhaltet also alles das und ist noch viel kraftvoller.

Ein anderes einsprachiges hat auch to draw = to attract unter 25 Bedeutungen.

To draw ... einfach mit überzeugen oder sogar herumkriegen übersetzen?
Werner Walther Oct 24, 2010:
@Sebastian Das Verb draw ist hier keine semantische Nullstelle, keine sinnleeres Füllwort, das ist hier das zentrale Verb! Sinn ist herüberziehen, erobern, herumkriegen (deshalb benutze ich möglichst keine zweisprachigen Wörtebücher mehr - sie schieben einen in eine bestimmte Richtung und lassen einer offenen kreativen Interpretation keinen Raum). Mein einsprachiges Wörterbuch hat mit Suffixes etwa 40 Varianten zu to draw. Ich schau mal, was passen könnte.
Werner Walther Oct 24, 2010:
@Annett Danke für die netten Zeilen.
Aber - sie sie sagt folgendes selbst (als Überschrift schrieb ich, dass die Zeile davor dazu gehört) - jetzt also inklusive der Zeile davor:
.. nor ever with a conquering air you thought to draw me unaware ...

Das ist das NOR aus never / nor = weder ... noch.
Das habe ich dann übersetzt mit niemals hast Du mit dem Flair des Eroberers (= mit dem überlegenen Lächeln des Eroberers ..) versucht, mich naiv und unvorbereitet (neue Variante zur Verdeutlichung) herum zu kriegen.

Ich interpretiere das so, dass er sie niemals beachtet hat.

Sebastian Viebahn (asker) Oct 24, 2010:
gewollt oder ungewollt? erobern wollte er sie wohl schon, nur halt nicht unbedingt durch Einschüchterungs- oder Überrumpelungstaktik, wenn ich Thayenga richtig verstehe. So würde ich das beim derzeitigen Kenntnisstand auch sehen. Vielen Dank für den interessanten Input; ich hatte schon gehofft, dass sich so eine Diskussion wie die hier entspinnt.
Annett Kottek (X) Oct 24, 2010:
@ Werner Interessanter Gedanke! Stand für mich eigentlich fest, dass er sie erobern wollte, so sagt sie's ja selbst: 'you thought to draw me'. Aber vielleicht war's ja wirklich nur Wunschdenken ihrerseits? Food for thought . . . .
Sebastian Viebahn (asker) Oct 24, 2010:
@Werner und Thayenga Vielen Dank für diese Gedanken zum Text mitten am heiligen Sonntag. Ihr habt das "draw" in der Kollokation "draw ... unaware" also als semantische Nullstelle interpretiert, als Füllsel oder reines Hilfsverb, wenn ich das richtig verstehe. Oder hat es noch irgendwelche Reste von Bedeutung hier?
Thayenga Oct 24, 2010:
@ Werner So sehe ich es auch, dass er nie versucht hatte, sie zu überrumpeln. Vielleicht in Anlehnung an: catch me unaware/off guard.

Und... mich überrumpeln ZU wollen.
Schönen Sonntag noch.

P. S. Du solltest es als Antwort posten.
Werner Walther Oct 24, 2010:
M.E. gehört die Zeile davor dazu Ich verstehe es so, dass er sich niemals für sie interessierte, niemals daran gedacht hatte, sie zu nehmen / zu überrumpeln.
Ich versuche mal die ganze Textstelle:
... denn Du hast niemals versucht
meinen Willen zu beugen oder meinen Stolz zu brechen,
und nichts, was wir vom Höhlenmenschen noch in uns haben, hat dich je dazu gebracht, mich zu erschrecken und mir Angst zu machen,
niemals hast Du mit dem Flair des Eroberers daran gedacht, mich überrumpeln wollen.
Nimm mich doch endlich !!! denn ich liebe Dich mehr, als ich je jemanden geliebt habe.

So empfinde ich es. Das kann richtig sein, muss es jedoch nicht.

PS.: Doch ich habe es nochmals gelesen, und das ganze Gedicht auch. Das ist so richtig, jetzt bin ich sicher.

Proposed translations

+3
3 hrs
Selected

einen Person unvorbereitet und naiv überrumpeln, eine Beziehung einzugehen

Eine m.E. denkbare Interpretation. Begründung und Herleitung in Diskussion.

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Note added at 4 Stunden (2010-10-24 15:35:19 GMT)
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Bitte Korrektur der Überschrift: natürlich muss es eine Person heißen (ein n zuviel).
Peer comment(s):

agree Anne Schulz : vielleicht auch ganz konkret, "zu überrumpeln und ins Bett zu ziehen" (nachdem sie gleich danach quasi darum bittet, dies ohne Überrumpelung zu tun) // Zumindest darf man es sicher nicht explizit übersetzen; aber wollen hätte sie vielleicht schon mögen...
2 hrs
Für unser Beispiel denke ich trotzdem, dass dies zwei Welten sind: die Seite des romantischen Dichtens, Anhimmelns, darum geht es m.E. hier. Das Andere ist in der Sprache der damaligen Zeit das Fleischliche, Wohllüstige; ich glaube, das ist es hier nicht
agree Annett Kottek (X) : The penny has only just dropped!! Also, er will sie nicht unvorbereitet überrumpeln, ist nicht daran interessiert, dass sie sich ahnungslos in ihn verliebt, sondern er will bewusst von ihr geliebt werden. Er gibt ihr lieber die Wahl.
3 hrs
Er - hat er sie je wahrgenommen - sie unterstellt es, über ihn wissen wir aus dem Gedicht gar nichts - er möge sie endlich beachten und annehmen, das ist ihr Flehen in diesem Gedicht. M.E. wissen wir garnichts über ihn! Himmelt sie ihn vielleicht an?
agree Anne Spitzmueller : Ich stimme der Deutung von Werner oben (um 14:57 Uhr) zu.
23 hrs
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4 KudoZ points awarded for this answer. Comment: "Noch einmal vielen Dank, Werner. Vor ein paar Tagen hatte ich schon mal Deine Antwort als hilfreichste ausgewählt, aber manchmal klappt es bei mir einfach nicht im ersten Anlauf, scheint's. Ist mir schon ein paar Mal passiert."
+2
5 hrs

mich weder durch Kunst noch Macht zu erobern gedacht

I see your problem, if only you knew who E. was (an artist, maybe?)
Here is my suggestion - which might include both - hope this is helpful

"OH, because you never tried
To bow my will or break my pride,
And nothing of the cave-man made
You want to keep me half afraid,
Nor ever with a conquering air
You thought to draw me unaware --
Take me, for I love you more
Than I ever loved before.
Peer comment(s):

agree transcreator : weiss ja nicht ob es hier um verstehen oder um formulieren geht - für den 2. fall wäre ich doch sehr für diese sehr hübsche variante
2 hrs
agree mill2
18 hrs
Something went wrong...
+1
2 hrs

jmd. in seinen Bann ziehen, ohne dass der od. diejenige sich dessen bewusst ist

Nr. 1: Er versucht sie in seinen Bann zu ziehen, ohne dass sie sich dessen bewusst ist; d. h. er will sie erobern, ohne sich als Eroberer und Besatzer aufzuführen. Sie wünscht sich einen heldenhaften Eroberer (nicht nur weil’s schmeichelhaft ist, auch weil sie auf der Suche nach einem „Master“ ist), aber ihr Held könnte er nicht sein, wenn er versuchen würde, ihre Integrität zu verletzen („bow my will or break my pride”). Und weil er ihren Willen nicht mit Gewalt brechen will, weil er sich eben nicht wie ein Neandertaler aufführt, lässt sie sich von ihm besiegen/überwältigen!

Bitte beachten: Gemeint ist mit besiegen, dass sie ihm das Wohl ihrer Seele anvertrauen kann. Gerade in der zweiten Strophe ist ein christlicher Unterton zu bemerken.

draw verb
2 pull or drag (something such as a vehicle) so as to make it follow behind
[ trans. ] gently pull or guide (someone) in a specified direction: “David,” she whispered, drawing him aside.
New Oxford American Dictionary

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Note added at 2 hrs (2010-10-24 13:47:26 GMT)
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Mit seiner Taktik gewährt er ihr auch eine gewisse Willensfreiheit, finde ich..

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Note added at 2 hrs (2010-10-24 13:52:37 GMT)
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UND: jmd. sollte jmdn. = jemanden sein [sorry]

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Note added at 6 hrs (2010-10-24 17:49:53 GMT)
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Hallo Werner,
das ‘nor’ gehört für mich eigentlich noch zu der Liste, in der sie die Dinge aufzählt, die er nicht tun würde, um sie zu gewinnen, und wofür sie ihn so sehr liebt: ‘never’ … ‘nothing’ … ‘nor’. Also es hat m. E. keinen Zusammenhang mit „unawares“. Die dreifache Aufzählung ist ein bekanntes rhetorisches Mittel; zusammengehalten werden ihre drei negativen Aussagen weiterhin durch den identischen Anfangsbuchstaben ‘n’. Das sie Verneinung verwendet ist bemerkenswert, weil es für eine starke Persönlichkeit spricht (ganz abgesehen davon, dass sie - - vermutlich unerhört in der Zeit! - - ihm einen Antrag macht). Und sie ist kritisch, woraus sie auch kein Geheimnis macht. Ihre Unabhängigkeit scheint sie auch sehr zu schätzen. Eigentlich verlangt sie ja von ihm das Unmögliche, etwas Unmännliches nämlich, und daher gefällt mir deine Idee, dass er gar keine Ahnung von ihren Gefühlen hat und deswegen so passiv ist.

Was mir ein Problem bereitet ist, auf wen bezieht sich nun das „unaware“? Ich würde sie sagen, einfach weil das Wort neben ihr („me“) steht. Außerdem, wenn er sich nicht bewusst zurückhaltend ihr gegenüber verhält, dann wäre seine Handlungsweise nicht ganz so lobenswert, finde ich. Und, wenn er sie nicht einmal bemerkt hat, dann könnte man ihr auch vorwerfen, dass sie etwas realitätsfern ist.
Note from asker:
Annett, Danke, das leuchtet den anderen Rand des Spektrums der Bedeutungsmöglichkeiten ganz gut aus. Seb.
Peer comment(s):

agree Werner Walther : Das sind Interpretationen, die ich auch für gut, schön und vor allem überzeugend halte, ohne nun meine Thesen als falsch zu empfinden. Man sieht, dass Gedichte letztlich in jedem Leser etwas Eigenständiges entstehen lassen. Beste Grüße, W.
1 hr
Danke, Werner. Siehe bitte auch meine Antwort oben. Das Schöne an der Dichtung ist ja, dass sie so viel Raum für Différance lässt.
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Reference comments

1 day 3 hrs
Reference:

Lesart

Werner hat es breits auf Deutsch geschrieben (und andere mglw. auch, sorry, wenn ich nicht alle nenne, es ist ja schon eine lange Diskussion entstanden). Ich möchte es noch einmal auf Englisch verdeutlichen, wie ich die Strophe lesen würde:

"OH, because you never tried to bow my will or break my pride,
And nothing of the cave-man made you want to keep me half afraid,
Nor ever with a conquering air you thought to draw me unaware --
Take me, for I love you more than I ever loved before."

Und "to draw me unaware" verstehe ich auch als "catch me off guard".


..."


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Note added at 1 Tag3 Stunden (2010-10-25 15:09:04 GMT)
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Hallo Sebastian, nein, zur Zeit bin ich in Leipzig :-). Hm, gute Frage. Ich denke mal darüber nach. Aber vielleicht ist das ja im Englischen auch gar nicht so eindeutig?
Note from asker:
Dankeschön, Anne! Steckst Du immer noch auf der anderen Globusseite? Meinst Du mit "catch off guard" die bekannten Überrumpelungsstrategien von (Frauen-) Eroberern? (also überrumpeln, damit die Frau eine Beziehung anfängt bevor sie sich's überlegen kann, oder überrumpeln direkt zwecks Verführung)
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